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Hochwassereinsatz Tirol

Chronologie der Ereignisse bzw. des Einsatzes des Katastrophenhilfsdienstes der Nö-Feuerwehren in Tirol

Dienstag, 23. August 2005

Während des Nachmittags verlagern sich die schweren Niederschläge vom Osten Österreichs in den Westen. Besonders schlimm betroffen werden dabei die Gebiete Vorarlberg, Tiroler Oberland und das Außerfern. In den Abendstunden wird schließlich auch das Paznauntal von extremen Niederschlägen heimgesucht. Hier verwandelt sich die Trisanna (vergleichbar mit der Traisen) zu einem reißenden Strom mit viel Schlamm und sehr viel Geröll und zerstört unzählige Häuser und die Straßenverbindungen. Bereits gegen 18.00 Uhr werden erste Feuerwehren in Niederösterreich zum Katastropheneinsatz alarmiert.

Um Mitternacht fährt ein Vorauskommando des Landesführungsstabes des Katastrophenhilfsdienstes (KHD), unter der Leitung von OBR Helmut Warta in das Krisengebiet, um sich ein Bild über die Lage zu erstellen.

Mittwoch, 24. August 2005

Gegen 03.00 Uhr setzt sich der Konvoi mit ca. 140 Mann und Frauen und ca. 30 Fahrzeugen Richtung Tirol in Bewegung. Um 08.30 Uhr trifft der Katastrophenhilfsdienst (in Folge KHD genannt) in Wörgl ein. Dort werden die Hilfsmannschaften in vier Züge unterteilt. Danach werden die Hilfsmannschaften in die Krisengebiete geschickt.

Durch die weggerissenen Straßen im Paznauntal ist es jedoch nicht möglich über dem Landweg ins Tal zu gelangen. Das österreichische Bundesheer errichtet daher innerhalb kürzester Zeit mit Hubschraubern eine Luftbrücke. Von der Kaserne Landeck werden die Mannschaften samt Gerät eingeflogen. Danach wird mit den Aufräumungsarbeiten begonnen.

Donnerstag, 25. August 2005

In den Abendstunden wurde ein weiteres Kontingent des Landes bzw. des Bezirkes Krems zur Ablöse und Unterstützung der bisher eingesetzten Mannschaften zusammengestellt. In der Gemeinde entschlossen sich Katrin Fischer (FF-Engabrunn), Sascha Berner und Sebastian Schiefer (FF-Etsdorf) sowie Leopold Hellerschmid und Josef Kemle (FF-Sittendorf) die Personen in den Katastrophengebieten zu unterstützen. In weiterer Folge wurden sämtliche Vorbereitungen jeder Feuerwehr getroffen. Aufgrund der schwierigen Lage im Krisengebiet war es vorhersehbar, dass die ablösenden Truppen in die Einsatzgebiete geflogen werden mussten. Dadurch waren die Mittel der Einsatzkräfte beschränkt. Pro Person durfte nur eine Tasche/Rucksack für den 5-tägigen Einsatz mitgenommen werden.

Freitag, 26. August 2005

Aufgrund seines Berufes konnte unser Mitglied Sascha Berner schon am Freitag mit einem Bundesheerhubschrauber nach Landeck fliegen. Er erkundigte sich über die Lage im Krisengebiet und blieb in Verbindung mit den am nächsten Tag nachkommenden Kräften der Gemeinde.

Samstag, 27. August 2005

Um 04.00 Uhr wurden die Einsatzkräfte unserer Gemeinde mit anderen Kräften des Bezirkes in der Feuerwehrzentrale in Krems vom Bezirksfeuerwehrkommandanten verabschiedet. Mit dem Mannschaftstransporter der Feuerwehr Sittendorf konnten die Hilfsmannschaften der Gemeinde die Reise nach Tirol antreten. Der Konvoi des Bezirkes trifft um 06.00 Uhr in Strengberg mit den restlichen Einsatzkräften des Landes zusammen. Hier wurden alle Mannschaften in 3 Züge unterteilt. Wir wurden dem 3. Zug zugeteilt.

Gegen 13.00 Uhr traf der Konvoi aus Niederösterreich in der Kaserne Landeck ein. Bei der anschließend durchgeführten Einsatzbesprechung wurden alle drei Züge ins Paznauntal zugewiesen. Nach der Einnahme des Mittagessens wurden die einzelnen Züge in die Gebiete eingewiesen. Wir, der 3. Zug (ca. 40 Mann), hatten die Aufgabe die Mannschaften in der Gemeinde Kappl zu unterstützen. Im Anschluss wurden wir per Hubschrauber (Agusta Bell 212) nach Nederle (Gemeinde Kappl) geflogen.

Beim Anflug auf Nederle bot sich uns folgende Lage:
Am ersten Haus, einer Tischlerei, wurde eine angebaute ca. 50m lange Halle weggerissen. Die Halle wurde vor 3 Monaten in Betrieb genommen. Die Teile der Halle wurden ca. 4 km entfernt gefunden. Sogar eine 2t Presse wurde so weit weggeschwemmt.

Die Straßen vor und nach dem Ort waren unterbrochen. Weitere Lage:

  • die Straße durch den Ort war bereits geräumt
  • Strom und Wasser waren wieder hergestellt
  • die meisten Keller waren voll mit Schlamm und Geröll einer Tischlerei wurde eine angebaute Halle weggeschwemmt
  • ein um ca. 30 Grad gekipptes Haus
  • die Nerven der Bevölkerung liegen blank

Zu einer Einsatzbesprechung kam es nicht, da der Auftrag klar war: helfen wo man kann.

Hauptaufgaben:

  • Verklausungen entfernen
  • Keller von Schlamm, Wasser und Dreck befreien

Zwischendurch wurden wir unseren Unterkünften zugewiesen.
Die Arbeiten wurden täglich um 19.00 Uhr eingestellt.

Sonntag, 28. bis Montag 29. August 2005

Die Arbeiten wurden um 07.30 Uhr täglich wieder aufgenommen.

Es wurden Keller ausgeschaufelt und trocken gelegt, Räume und ganze Häuser ausgeräumt, Keller und Wohnräume gereinigt, ausgespülte Löcher gefüllt, Böden und Estriche entfernt, Abläufe und Kanäle gereinigt und instand gesetzt, Heizungen repariert und die Straße gewaschen.

Da die Straße die einzige Verbindung nach Ischgl ist, wurde von seitens der Gemeinde und des Tourismusverbandes alles daran gesetzt die Straße schnellstens wieder befahrbar zu machen.

Innerhalb eines Tages wurde eine 500m lange Straßentrasse angelegt und für PKW befahrbar gemacht.

Am Montag kam es zu einem Arbeitsunfall eines Kameraden aus Ybbs. Der Feuerwehrmann verletzte sich bei den Aufräumungsarbeiten in der Tischlerei am Knie und musste aufgrund der Straßenlage vom Rettungshubschrauber geholt werden.

Dienstag, 30. August 2005

Die Arbeiten wurden wieder fortgesetzt. Am Nachmittag wurde begonnen das eingesetzte Gerät zu reinigen und zu verladen. Am Nachmittag wurde das komplette Einsatzgerät mittels Transporthubschrauber „Black Hawk“ in die Kaserne Landeck abtransportiert. In den Abendstunden wurde die Straße noch mal gereinigt.

Mittwoch, 31. August 2005

Da es am Montagabend wieder zu einem Felssturz in der Gemeinde Kappl kam, mussten wir Mittwoch Früh wieder aus dem Tal geflogen werden. Angekommen in der Kaserne Landeck wurde sämtliches Material in den Autos verstaut und gegen 11.00 Uhr die Heimreise im Konvoi angetreten. Am Heimweg kehrten wir in der Tiroler Feuerwehrschule in Telfs zu einem Mittagessen ein.

Nach einer Stunde wurde die Heimreise fortgesetzt.
Um ca. 18.30 Uhr trafen wir in Krems wieder ein.

Gesamt waren rund 300 Feuerwehrmitglieder mit ca. 40 Fahrzeugen im Einsatz. Rund 70 große und 20 kleine Schmutzwasserpumpen, 50 Notstromaggregate und eine große Zahl an Schaufeln wurden benötigt um der Bevölkerung zu helfen.